Jacquelyn Mills, CAN 2022, 103 Min., OmdU
Die Filmemacherin taucht tief in die Welt der autodidaktischen Wissenschaftlerin ein, sie experimentiert bei der Filmbelichtung und -entwicklung mit Pferdemist, Mondlicht, Algen und anderen Pflanzen, nimmt Bewegungen von Käfern und anderen Lebewesen mit speziellen Mikrofonen auf, die Resultate werden in elektronische Musik übersetzt. Die spielerische, ungemein experimentierfreudige Herangehensweise führt nicht nur zu einem einmaligen audiovisuellen, unheimlich immersiven Erlebnis, mächtige Bilder von lyrischer Schönheit gehen Hand in Hand mit einer unglaublich vielschichtigen Tonspur, die das, was man sieht, zum wehenden, knacksenden, tropfenden, raschelnden und knisternden Leben erweckt, sondern zu einem neuen Blick auf die Natur.
Erst nach einer ganzen Weile wird auf das Einwirken der Außenwelt eingegangen, werden vorgefundene Reste von Schiffstauen, Verpackungsfolien und Luftballon Thema, wird bewusst gemacht, dass diese so einmalige, so aufregende, so faszinierende Welt, in die wir mittlerweile so versunken sind, wie die beiden Frauen, bedroht wird. Durch uns. Aber ohne Aufgeregtheit, ohne Anklage, Mills’ braucht keinen erhobenen Zeigefinger, sie vertraut auf der Kraft ihrer Bilder, Bilder von Lucas’ Müllsammlungen, Bilder eines Knäuels aus Unterseekabeln in den Dünen. Vom Mensch geschaffene Fremdkörper in einer Welt, die eigentlich auch prima ohne den Menschen auskommt. (diezukunft)