Der erste FOCUS ON-Abend nach der Sommerpause widmet sich dem Schaffen der mehrfach ausgezeichneten Ausnahme-Künstlerin Christiana Perschon. In zwei Programmen werden insgesamt zehn ihrer bestechenden Filme aus ebenso vielen Jahren zur Aufführung gelangen. Neben ihrem vielfach rezensierten und prämierten Langfilm-Debut Sie ist der andere Blick geben sieben ihrer eindrücklichen Kurzfilme Ein- und Überblick in ihr konsistentes und abwechslungsreiches filmisches Werk.
Die klar feministische Position ihrer Arbeiten ist dabei „subtil konfrontativ und fein nuanciert“, wie es die Jury des aktuellen Erste-Bank-Kunstpreises formuliert, den Christiana Perschon in diesem Jahr erhalten hat. Im Zuge dessen widmet der Wiener Kunstraum DAS WEISSE HAUS von 10. September bis 19. Oktober der Künstlerin eine Ausstellung.
Kurzfilme von Christiana Perschon 2014 – 2024
Noema (AT 2014, 29 min)
In Perschons erstem Künstlerinnen-Portrait begegnet uns die 93-jährige Malerin Tatjana Gamerith, deren fortschreitende Erblindung sie nicht am Malen hindert. Eine Reflexion über Wahrnehmung und die filmische Darstellung des Gesehenen.
Ghost Copy (AT 2016, 2 min)
Material österreichischer Amateurfilmer*innen aus 1935 bis 1965 im Zusammenspiel mit digitalen Tonfragmenten. Der Rhythmus des Films gründet auf dem auf 8mm- Film dokumentierten "Wiener Spaziergang" (1965) von Günter Brus.
Sekundenarbeiten (AT 2021, 14 min)
Portrait der zurückgezogen lebenden Künstlerin Lieselott Beschorner. In der Kunstszene war sie kaum präsent, obwohl sie bereits 1951 als eine der ersten Frauen als Mitglied der Wiener Secession aufgenommen wurde.
Bildwerden (AT 2022, 10 min)
In sorgsam kadrierten Bildausschnitten tritt Christiana Perschon mit der 90jährigen Künstlerin Isolde Maria Joham in einen Dialog, während diese auf und mit einem Rollgerüst vor ihren großformatigen Bildern performt.
Wenn ich mich zeichne, existiere ich dreifach (AT 2023, 12 min) Diesmal richtet sich Christiana Perschons Blick auf die Malerin und Zeichnerin Florentina Pakosta - konkret auf deren Reflexion im Spiegel, der jahrzehntelang als vermittelnde Instanz ihrer Selbstbildnisse diente.
Friedl (AT 2023, 3 min)
Das Porträt der großen Porträtistin Friedl vom Gröller. Und auch hier steht die Begegnung zweier österreichischer Filmemacherinnen im Zentrum. Das performative Erkunden eines Miteinanders.
Abstillen (AT 2023, 5 min)
Selbstportrait als stillende Mutter. Die Kamera hält fest und zeichnet die Spuren einer radikalen Intimität auf, die auch Entfremdung vom eigenen Körper bedeutet. Die transformative Erfahrung endet mit Abstillen.
Installative Projektion im Loop, „Saal 2” im Foyer:
Double 8 (2016, 3 min 10 sek) Die filmische Begegnung mit zwei Doppel-8-Kameras zwischen Christiana Perschon und der feministischen Avantgardekünstlerin der 1970er Jahre Linda Christanell.
Im Anschluss an das Filmprogramm steht Christiana Perschon für ein Publikumsgespräch zur Verfügung.
Gestaltung und Moderation: Lotte Schreiber
Filmstill aus: Friedl, 2023 © Christiana Perschon