Thomas Hörl, AT 2022, 39 Min.
F.W.M. Symphonie, ein Stummfilm in drei Akten, basiert auf den realen Geschehnissen rund um das Verschwinden von Friedrich Wilhelm Murnaus Kopf: Der 2015 aus dem Berliner Grab des Filmregisseurs gestohlene Schädel wird zum Ankerpunkt einer Erzählung, die historische und fiktionale Identitäten verschneidet. Der Kurzfilm ist eine Hommage an Friedrich Wilhelm Murnau, seinen Schauspieler Max Schreck und die expressionistische Ära des Stummfilms sowie der künstlerische Versuch einer Wiedergutmachung in der Causa Murnaus Grabschändung – entfesselte Kamera inklusive!
Im expressionistisch anmutenden Erscheinungsbild des Films wird die Handlung überhöht dargestellt und auf Zitate der Stummfilmära rückgegriffen. So geben etwa die damals üblichen viragierten Filmbilder das Farbkonzept vor. Beim Sound wiederum gehen verschiedene musikalische Techniken wie Sampling, orchestrale Motive bis hin zu Elektroakustik und Foley fließend ineinander über. Die Reiseszenen werden von der isländischen Dark Wave Band Kaelan Mikla begleitet, die ihren Song "Kalt" exklusiv zur Verfügung stellen. Der Film verknüpft typische Gesten und Einstellungen in Stummfilmen mit einer dokumentarischen Ästhetik. Die entrückten Atelierszenen werden mit der Reise nach Stahnsdorf in Kontrast gesetzt. Im Caligaristil und mittels einer Assemblage aus dem Fundus Thomas Hörls wird das Setting im Wiener Prateratelier gestaltet: schiefe Wände, Regale und Becken, befüllt mit Lehm und Objekten – zentral der Modellierbock und der Malerkittel als Kostüm.
Vorfilme von Thomas Hörl:
Deleted Scene, AT 2022, 7:30 Min.
Mit dem Video „Deleted Scene" (2022), auf Deutsch „Herausgeschnittene Szene", bringt Hörl das Unheimliche doppelt auf den Punkt. Das Video gibt sich als fiktiver Teil des berühmten Horrorfilms „Das Kabinett des Dr. Caligari" aus, in dem es um einen schlafwandlerischer Mörder geht. Der Stummfilm des Regisseurs Robert Wiene wurde 1920 gedreht und lässt sich als Ausdruck der Ängste und des Schreckens der Kriegs- und Nachkriegszeit verstehen. In Hörls „Caligari"-Szene schleicht der Mörder bei Tageslicht im Inneren eines riesigen Silos herum, gruselig und mit queerem Witz. Silvia Eiblmayr
Dämonische Leinwände I – Uninvited, AT 2017, 7:07 Min.
mit Peter Kozek & Alexander Martinz
Dämonische Leinwände ist als dreiteiliges Projekt (2017-2019) konzipiert. Teil 1 – Uninvited, der für den Kunstraum Lakeside produziert und in Kärnten gedreht wurde, wendet sich der „klassischen Phase" des Stummfilms und frühen Tonfilms und dessen Erzählmomenten und Topoi zu. Die sechs auf analogem 16 mm Material gedrehten Filmbilder stellen eine Analyse von lokalen und regionalen Themen sowie Film- und Kulturgeschichte dar. Die Performer, die als Figuren wie aus Filmen, Mythologie und Lokalem extrahiert erscheinen, durchwandern gleichsam die Szenerien und wechseln Gestalt und Charakter je nach Ort und Zusammenhang. Als Filmschauplätze suchten die Künstler für diese Epoche klassische Drehorte auf: einen nebelverhangenen See, eine Scheune, ein Verlies, einen mittelalterlichen Turm und einen christlich konnotierten Ort.
Filmgespräch im Anschluss der Filme
Moderation: Michael Blihall
Die Möglichkeit NOSFERATU live vertont zu sehen gibt es am Freitag, den 10.11. um 19:00! (Stummfilmvertonung am Klavier mit Elaine Loebenstein)