Philipp Graf, Martin Frey, AT 2022, OmE
Von der Plisseewerkstatt bis zum Zuckerlgeschäft. Seit 2009 fotografieren Philipp Graf und Martin Frey alte Geschäftsportale von Wiener Traditionsbetrieben und veröffentlichen diese auf ihrer Website www.geschaeftemitgeschichte.at und in Form von Fotobüchern. Darüber hinaus führen sie bei Stadtspaziergängen ihr Publikum in unterschiedlichste Geschäfte, um mehr über deren Geschichte zu erfahren. Diese Geschichten und das Erleben der besonderen Atmosphäre waren für sie die Auslöser, diese flüchtigen Momente festhalten zu wollen. Entstanden sind daraus acht einzigartige filmische Portraits über ebenso einzigartige Menschen und deren Geschäfte:
Plisseewerkstatt Renate Houska ( 6‘42“) Die gelernte Schneidermeisterin Renate Houska hat 2001 eine der letzten Plisseewerkstätten Österreichs übernommen, die seit beinahe hundert Jahren existiert. In ihrer Werkstatt in der Piaristengasse, die auf die Erzeugung von Plissees, Stoffknöpfen und Stoffschnallen spezialisiert ist, legt sie mit viel Leidenschaft und Engagement Stoffe in Falten. Die unterschiedlichsten Variationen von Plissees sind unter anderem Ausgangsmaterial für Kostümbildner, Lampenschirmerzeuger und Schneidereien.
Carl Göbbel Eisen- u. Küchenwaren Inh. Karl Seiser e.U. (4‘27“) Die 1887 gegründete Eisenhandlung Carl Göbbel in der Liechtensteinstraße war und ist lokaler Nahversorger für Haushalts- und Küchenwaren, Kleineisen, Gartenbedarf und vieles mehr. Immer in Familienbesitz und nach seinem Urgroßvater benannt, betreibt Karl Seiser diese bereits in vierter Generation und steht den KundInnen mit seinem Sortiment, sowie wertvollen Tipps und Ratschlägen zur Seite.
Berufsbekleidung Schnepf (5‘00“) In ihrem Spezialgeschäft in der Kirchengasse stattet Wäscheschneidermeisterin Elisabeth Schnepf gemeinsam mit ihrem Sohn Gerald Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen, wie Gastronomie, Handwerk oder Medizin mit entsprechender Bekleidung und Accessoires aus. Ursprünglich 1890 von den Urgroßeltern als Textilgeschäft gegründet, spezialisierte sich später die Großmutter auf die Erzeugung und den Verkauf von Berufsbekleidung.
Autoreifen Milcic (6‘12“) Vladimir Milcic führt seinen Betrieb in der Wiedner Hauptstraße seit 1984. Er begann dort 1968 als Lehrling und konnte ihn in weiterer Folge von seiner ehemaligen Chefin übernehmen. Neben dem Handel von Autoreifen stehen vor allem das Service des Reifenwechsels und das Einlagern von Reifen im Mittelpunkt der angebotenen Leistungen. In den weitläufigen Kellergewölben lagern mehr als 2.400 Reifen für seine Kunden aus ganz Europa.
Gastwirtschaft Rohrböck (6‘11“) Das 1929 ursprünglich als Bar mit Separees gegründete Lokal am Rilkeplatz wird von Hannes Rohrböck als Familienbetrieb in der 3. Generation geführt. Schon von seinen Eltern in eine Gastwirtschaft umgewandelt, hat er es 1986 von seiner Mutter übernommen und um das Angebot von warmer Küche erweitert. Seine Gäste schätzen neben der einmaligen Atmosphäre vor allem Wiener Schnitzel in verschiedensten Variationen und Spezialitäten aus der Balkanküche.
Lackstätter Geschirr (4‘29“) Das in den 1930er Jahren gegründete Geschäft in der Wollzeile, ursprünglich mit einer Aluminiumproduktion im Keller, war immer schon ein Ort für Küchengeräte. 2013 wurde die Aluminium KG von Cornelia Lackstätter übernommen, die aus einer Familie mit jahrzehntelanger Marktfahrertradition stammt. Nebst den Wochenmärkten, die die Familie nach wie vor anfährt, haben die Lackstätters damit einen festen Standort für ihre mehr als 3.000 Produkte für Küche und Haushalt.
Otto Feiler Silberwaren (4‘26“) Ursprünglich in den 1930er Jahren von Otto Feiler gegründet, übernahmen in den folgenden Generationen die Frauen die Geschäftsführung: 2009 übernahm Johanna Fulmek das Geschäft in der Strobelgasse von ihrer Mutter, die es wiederum 1980 von der Großmutter übernommen hatte. Vom anfänglichen Handel mit edlen Gegenständen aus Bronze, Messing und Kristallen, spezialisierte man sich über die Jahre auf Silberwaren aus Eigenproduktion und zugekaufter Handelsware.
Bonbons Neubaugasse (4‘36“) Das Zuckerlgeschäft in der Neubaugasse versorgt bereits über Generationen hinweg Jung und Alt mit einem schier unüberschaubaren Angebot von Süßigkeiten jeglicher Art. Frau Rosenauer, deren Eltern über Jahrzehnte das Geschäft mit ihren eigenen Erzeugnissen von „Jonny Schokolade“ belieferten, übernahm 2002 den Betrieb. Seither erweitert sie das altbekannte Sortiment laufend und passt es an dem aktuellen Geschmack ihrer Kundschaft an.